Der 1. Mai 1986, ein Donnerstag, wurde zum erfolgreichsten Tag der Vereinsgeschichte des ASC Schöppingen. An diesem Tag, dem drittletzten Spieltag der Oberliga Westfalen, war der ASC durch ein 2 : 0 gegen die SpVg Erkenschwick Meister geworden und schaffte damit die Qualifikation für die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga.
Die Bild-Zeitung titelte damals: "Schöppingen im Rausch: Meister - Nach 2 : 0 über Erkenschwick gab´s Freibier und Sekt"
Mit 47 : 17 Punkten und 57 : 33 Toren hatte man mit vier Punkten Vorsprung souverän den Titel nach Schöppingen geholt. Die Mannschaft von Trainer Klaus Hilpert hatte dafür gesorgt, daß der Name "Schöppingen" weit über die Grenzen des Münsterlandes hinaus bekannt wurde.
Zwei ehemalige Bundesligisten mit dem FC St. Pauli aus Hamburg und Rot-Weiß Essen und zwei Ex-Zweitligisten mit dem VfB Oldenburg und dem Berliner Vertreter SC Charlottenburg waren die Gegner der ASC Schöppingen in der Aufstiegsrunde.
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In fieberhafter Arbeit waren noch vor den Aufstiegsspielen die Ränge auf der Gegentribüne des Vechte-Stadions erweitert worden, so daß etwa 8.000 Zuschauern gute Sichtmöglichkeiten geboten wurden.
Im ersten Spiel der Aufstiegsrunde war der FC St. Pauli zu Gast in Schöppingen. 6.800 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen. Vor und nach diesem Spiel sind bisher nie wieder so viele Zuschauer ins Vechte-Stadion gekommen, um ein Pflichtspiel des ASC zu sehen.
Die Schöppinger begannen elanvoll und bemühten sich ihre offensiven Qualitäten auszuspielen, konnten aber die sattelfeste Deckung der Hansestädter nicht ernsthaft in Gefahr bringen. Der Halbzeitstand lautete 0 : 0. Nach dem Wechsel übernahmen die Gäste das Kommando. In der 61. Minute verwandelte Golke eine Ecke von Nogly mit dem Kopf zum 0 : 1 für den FC St. Pauli. In der 67. und 80. Minute konnten Studer und Gronau den Vorsprung auf 0 : 3 ausbauen. Eine Minute vor dem Abpfiff gelang Rob Reekers mit einem 20-Meter-Freistoß der Ehrentreffer.
In der zweiten Partie beim SC Charlottenburg in Berlin mußte nun schon mindestens ein Punkt geholt werden, wollte man die Chancen auf den Aufstieg nicht frühzeitig begraben. Bereits in der 11. Spielminute kam Thomas Rotthäuser nach einem Abwehrfehler der Berliner an den Ball und konnte nur noch durch ein Foul gebremst werden. Den fälligen Elfmeter verwandelte Uli Gäher zum 0 : 1 für die Schöppinger. In einem insgesamt zerfahrenen Spiel erzielte Sackewitz in der 17. Minute den Ausgleich für die Hausherren. Mit einer kämpferisch starken Leistung konnte der ASC den gewünschten Punkt über die Zeit retten.
Das Ergebnis einer sehr guten Leistung war der 2 : 0 Heimerfolg im nächsten Spiel gegen den VfB Oldenburg. 4.500 Zuschauer sahen das 1 : 0 nach neun Minuten durch Bradley Smith. Zehn Minuten später erhöhte Reinhard Kloppenborg mit einem sehenswerten Treffer auf 2 : 0. In der Folgezeit vergab man mehrere Großchancen auf das vorentscheidende 3 : 0. In der 91. Minute pfiff Schiedsrichter Ahlenfelder Elfmeter für Oldenburg, doch Torhüter Wiese ahnte die richtige Ecke und konnte den Ball abwehren.
Die beiden nun anstehenden Auswärtsspiele in Essen und Hamburg sollten für den ASC das Ende der Aufstiegschancen bedeuten. In Essen verlor man vor 13.000 Zuschauern mit 5 : 0. Auch Torjäger Tönnies steuerte einen Treffer für die Essener bei. Im Spiel beim FC St. Pauli lag man bereits nach 24. Minuten durch Tore von Studer und Golke (2) mit 3 : 0 zurück. Werner Gmeiner gelang zwar noch das Anschlußtor, aber nach einer Zeitstrafe gegen Reiner Urban, der gegen ein vermeintliches Abseitstor reklamierte, war auch die letzte Chance unserer Mannschaft vertan.
Die stark ersatzgeschwächte Mannschaft des ASC (5 Stammspieler fehlten verletzungsbedingt) konnte auch in den drei noch ausstehenden Spielen der Aufsteigsrunde keinen Punkt mehr holen. Dabei war man bei der 0 : 1 Niederlage gegen den SC Charlottenburg noch klar die bessere Mannschaft gewesen. Das Spiel in Oldenburg ging mit 3 : 2 verloren. Das letzte "Heimspiel" der Schöppinger wurde aufgrund der großen Zuschauernachfrage in Münster ausgetragen. Vor 8.000 Zuschauern verlor man mit 1 : 5 gegen Rot-Weiß Essen, das neben St. Pauli den Aufstieg in die zweite Liga schaffte.
Viele hatten unserer Mannschaft im Münsterland die Daumen gedrückt. Viele haben mitgezittert, immerhin über 20.000 Zuschauer in vier Heimspielen. Doch das Märchen vom Dorfverein in der Bundesliga wurde doch nicht wahr. Man war zwar ein bißchen traurig aber auch irgendwie froh. Das Abenteuer Aufstiegsrunde hatte viel Arbeit und Aufregung gebracht und allen Beteiligten - auf dem Rasen und am Spielfeldrand - Nerven gekostet. Was bleibt ist die Erinnerung an eine junge, begeisterungsfähige Mannschaft, die an die Tür zur 2. Bundesliga geklopft hat.